Montag, 6. Juli 2009

Kampa-Pleite: Unterschiedliche Reaktionen auf Eilantrag

STEINHEIM. Mit einem Eilantrag an das Insolvenzgericht in Aalen hat Bürgermeister Rainer Schaller die Ablösung des Kampa-Insolvenzverwalters verlangt: „Ein vertrauenswürdiger Insolvenzverwalter aus der Region, der unbefangen ist, soll dafür eingesetzt werden und die Arbeit weitermachen.“ Auf diesen Antrag gab es inzwischen verschiedene Reaktionen. In seinem Schriftsatz vom 30. Juni beklagt sich Steinheims Gemeindeoberhaupt darüber, dass entgegen allen Beteuerungen der Insolvenzverwalter Dr. Werner Schreiber (Heidelberg) seine am 12. März gegebene Zusage eben nicht eingehalten habe. Es ging um die zeitnahe Information des Bürgermeisters über alle wesentlichen Veränderungen beim damals vorläufigen Insolvenzverfahren.
Schon nach kurzer Zeit seien keine Informationen mehr erfolgt. Schaller: „Rechtsanwalt Schreiber war leider für mich dann nicht mehr erreichbar. Über wichtige Angelegenheiten erfuhr ich durch die Presse oder aus dem Betriebsrat.“ Nach Ansicht Schallers ist jedoch der Umstand besonders schwerwiegend, „dass der bisherige Geschäftsführer der Firma Kampa, Josef Haas, sich wohl zu einem Schnäppchenpreis die Markenrechte von Kampa gesichert haben soll. Haas ist, wenn meine Informationen stimmen, zugleich Geschäftsführer eines Konkurrenz-Unternehmens in Bayern.“, sagte er.Auf jeden Fall will Rainer Schaller nicht dem Vorschlag eines Steinheimer Unternehmers folgen und die Werkstore so mit Fahrzeugen blockieren, „dass dort nichts mehr vom Hof zu dem Unternehmen des Herrn Haas in Bayern gebracht werden kann“. Der Schultes: „Dazu habe ich natürlich kein Recht.“ Er forderte aber, bis zur Klärung der Angelegenheiten das Anlagevermögen der insolventen Firma zunächst in Steinheim zu belassen.„Dass so viele Menschen – alleine 230 in Steinheim – auf einmal ihren Arbeitsplatz verlieren, ist furchtbar“, sagte die Rechtspflegerin Klaus, die beim Insolvenzgericht in Aalen die Akte Kampa vor sich liegen hat: „Es ist dringend nötig, dass in Steinheim wieder miteinander geredet wird, schließlich sind die wildesten Gerüchte im Umlauf.“Eines betrifft den bisherigen Technikvorstand der Kampa AG, Josef Haas, der ja nun – wir haben berichtet – eine neue Kampa GmbH gegründet hat. In Aalen ist bekannt, dass dieser Josef Haas früher bei der Hausbau Haas Gruppe GmbH im niederbayrischen Falkenberg „angestellter Geschäftsführer“ war und von dort zu Kampa kam. „Es sei ein dummer Zufall, dass der Nachfolger von Josef Haas auch Josef Haas heißt. Das ist ein völlig anderer, im Grunde ein Namensvetter“, stellte die Rechtspflegerin klar.Schallers Eilantrag wurde der Kanzlei Wellensiek zugestellt, aus der Dr. Schreiber auf den Albuch entsandt wurde. Aus Kreisen der sieben Anwälte und zwei Steuerberater, die seit Wochen bei Kampa in Steinheim das Insolvenzverfahren bearbeiten, hieß es kurz und knapp: „Dazu sagen wir nichts.“ Hinter vorgehaltener Hand wurde jedoch angedeutet, dass es solche Anträge an ein Insolvenzgericht immer mal wieder gebe. Selten werde ein Insolvenzverwalter abgelöst. Wenn es dazu komme, dann meist durch einen Beschluss der Gläubiger-Versammlung.Bürgermeister Schaller hatte Teile seines Briefs in der öffentlichen Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses bekannt gegeben. Mathias Brodbeck (FWV) vertrat die Auffassung: „Ein Insolvenzverwalter hat bestimmte Aufgaben zu lösen. Es ist fraglich, ob er immer Zeit hat, um mit dem Steinheimer Bürgermeister zu reden. Ich habe Zweifel, ob so ein Antrag auf Amtsenthebung den Betroffenen wirklich hilft.“Im Blick auf die angebliche zweifache Geschäftsführer-Tätigkeit des Josef Haas stellte Brodbeck die wohl eher rhetorische Frage: „Ist es verboten, Synergie-Effekte zu nutzen?“„Es handelt sich um eine Strukturkrise der Branche“, begann ANB-Fraktionschefin Helga Butter und erinnerte an die großen Töne von Jan Wieland bei der Einweihung der großen ExNorm-Fertigungshalle: „Jan Wieland wollte damals alle Konkurrenten kaputtmachen. Und nun? Einem erfahrenen Insolvenzverwalter ist der Spatz in der Hand sicher wichtig. Ich glaube nicht, dass Schallers Vorstoß etwas bringen wird.“Inzwischen hat BM Schaller seine Kritik an der angeblichen Doppelgeschäftsführertätigkeit des Josef Haas „mit Bedauern“ zurückgenommen.

Text und Foto: Klaus Dieter Kirschner

9 Kommentare:

  1. Hallo zusammen,
    wir wollen für die SWR Landesschau den Fall Kampa in einem Filmbeitrag aufarbeiten und suchen betroffene Bauherren, die jetzt auf bzw. in ihrer Kampa-"Ruine" sitzen.
    Ich bin erreichbar unter bernd.schlecker@swr.de

    Alles Gute
    Bernd Schlecker

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  2. Hallo Herr Schlecker,
    kommt dann der SWR vorbei und baut die Häuser fertig?
    Da wird doch nur die Sensationsgier der Presse befriedigt. Die persönlichen Schiksale die dahinter stehen sind dem Leuten doch egal. So eine Story ist doch spätestens dann vergessen wenn Paris Hilton mal wieder ohne Schlüpfer unterwegs ist. Mal ehrlich was haben denn die letzten TV Berichterstaatung für Wirkung gezeigt?

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  3. hallo herr schlecker,
    ich möchte mich für meinen vorredner enzschuldigen und mich für ihr interesse bedanken...
    natürlich sind unsere nerven etwas blank, aber ich denke jeder beitrag gegen kampa, egal wie intensiv, tut uns gut und hilft uns in irgendeiner form.
    leider, oder gott sei dank, haben wir noch kein haus von kampa.insolvenz kam direkt nach vertrgasunterschrift.
    und eir bekamen keine leistung nur 50000,-
    euro schadensersatzforderung, die mittlerweile hinfällig ist.
    nur eine eventuelle erste anzahlungsrate ( für nix!) kann bei uns noch kommen...
    viel erfolg bei dem bericht!
    gruss

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  4. ich denke daß die SWR Landesschau die Sache auf jeden fall seriöser angeht als die wirklich 'Sensationsgeilen' Magazine.
    Ich Finde auch daß jede Reportage und öffentlichkeitsarbeit im Fall Kampa nur positiv sein kann. Inetressant wäre es den IV mal wirklich vor der Kamera zu ner Stellungnahme zu bewegen. Aber ich glaube das ist nur Wunschdenken...

    Gruß
    Jochen

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  5. Hallo,
    einen Beitrag über dieses Thema und das von SWR fände ich nicht schlecht. Ich hatte noch nie das Gefühl,dass es bei Sendern,wie SWR um 'SEnsationgier' geht,sehe aber auch nicht regelmässig fern.
    Auch ich wünsche da viel Erfolg bei dem Bericht und denke doch,dass sich bei Herrn Schlecker Bauherren melden.
    Wir haben auch noch kein Haus von Kampa,ausser dass Kampa ca 20.000,-Euro für nix von uns bekommen hat.

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  6. Hallo nochmals,
    was ich in meiner ersten Anfrage vergessen habe zu erwähnen: als Landesprogramm können wir leider nur über Bauherren aus Baden-Württemberg berichten.
    Die Seriösität kann ich Ihnen versichern, da ein erster Beitrag in unserer SWR-Nachrichtensendung BW Aktuell laufen soll. Sendedatum: morgen abend.

    Gruß
    Bernd Schlecker

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  7. Hallo,
    hab da noch einen interessanten Artikel zum Thema "insolvenz"gefunden der ausgerechnet von einen Ex-Kampa-Vorstand Elmar Schmidt veröffentlicht wurde
    http://www.bauunternehmen.com/artikel_2306_.htm

    Irgendwie komisch zu dem Zeitpunkt u. hilft uns Betroffenen leider jetzt nichts mehr!

    Trotzdem Gruß und ALLES GUTE

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  8. Hallo wir sind indirekte Kampa-Geschädigte,

    und haben mit Hebel Haus gebaut.
    Nach Zahlung der letzten Rate (ca. 10.000 € stehen noch Leistungen (Putz) aus. Hat jemand aus dem Blogumfeld ähnliche Probleme mit Hebel? Wäre für Erfahrungsausstasch sehr dankbar. Gerne auch direkt unter pfeiff-auf-gomera@gmx.de.

    Gruß Joerg

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  9. Hallo an alle geschädigten !

    Denkt auch wer an die Arbeiter und deren Familien die 31 Jahre ihre Frauen und Kinder nur am Wochenende sehen konnten.
    Wir waren die jenigen die das Geld auf den Baustellen für die Herren in der Geschäftsführung verdient haben. Der letzte Rest wird jetzt unweigerlich von "Hochverdienten" Insolvenzverwaltern und seinen Lakaien eingesackt.
    Ich war dabei 31 Jahre lang den Arsch aufgerissen und dann rausgeschmissen.

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