Samstag, 13. Juni 2009

Endgültiges Aus für Kampa trifft auch die Bauherren hart

Fachanwalt: Gezahlte Gelder sind weg / Unternehmen fordert zudem hohen Schadenersatz vor Kündigungsbestätigung
VON KARSTEN VERSICK
Minden/Bremen (mt). Das endgültige Aus für den Hausbau-Konzern Kampa trifft neben den knapp 700 Mitarbeitern vor allem die Kunden des insolventen Unternehmens hart.
Bauherren seien rechtlich kaum geschützt und vom Bauträger abhängig, erklärt der Rechtsanwalt Arne Schültge von der Verbraucherzentrale Bremen auf Anfrage dieser Zeitung. Oftmals sähen Bauherren deshalb bereits gezahltes Geld nicht wieder. Zudem bestehe die Gefahr, dass der Hausbau nicht beendet werde und Kunden, die im Vertrauen auf eine pünktliche und reibungslose Fertigstellung ihres Neubaus ihre alte Unterkunft gekündigt hätten, bald auf der Straße säßen. Auch der Gewährleistungsschutz entfalle mit dem Insolvenzverfahren."Wer schon Teilzahlungen an Kampa geleistet hat, dessen Geld ist weg", schildert Schültge die drastischen Folgen für Kunden des Hausbau-Konzerns. Zwar könnten Bauherren ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden, doch "stehen die Kunden meist weit hinten auf der Gläubiger-Liste". Schültge ist auch aus anderen Insolvenzverfahren kein einziger Fall bekannt, in dem ein Bauherr seine Anzahlung zurückbekam.

Der Bremer Anwalt hält eine außerordentliche einseitige Kündigung des Vertrags durch den Bauherren nicht für den richtigen Weg. "Dann behält das Bauunternehmen den vollen Anspruch auf Schadenersatz." Besser sei es, den Insolvenzverwalter anzuschreiben und von ihm mit Fristsetzung eine Erklärung zu fordern, ob der Vertrag erfüllt und das Bauvorhaben zu Ende geführt werde. Schültge: "Wenn das insolvente Unternehmen den Bau nicht zu Ende führen kann, kommt der Kunde ohne weiteren finanziellen Schaden aus dem Vertrag heraus und kann mit einem anderen Bauträger den Hausbau beenden."

Zahlreiche Kampa-Kunden haben gleichwohl schon unmittelbar nach dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens von Kampa am 11. März eine außerordentliche Kündigung an den Hausbau-Konzern geschickt. Viele von ihnen warten seither vergeblich auf eine Kündigungsbestätigung. Ohne die sowie eine Rückgabe der Abtrittserklärung an den Bauherren kann dieser aber kaum mit einem anderen Unternehmen sein Haus fertigstellen.

Nach Informationen dieser Zeitung erhielten viele Kunden statt einer Kündigungsbestätigung eher unerfreuliche Post vom Kampa-Kundenservice. Tenor der Briefe: Kampa bestätigt die Stornierung des Bauvorhabens nur und gibt die Abtretungserklärung erst zurück, wenn der Kunde zuvor einen "pauschalisierten Schadenersatz" - berechnet nach dem gesamten Auftragswert - leistet.
"So werden Kunden in den Ruin getrieben"Die Pauschale, die ohne weitere Leistungen erhoben wird, setzt sich laut einer Rechnung, die dieser Zeitung vorliegt, zusammen aus einem von Kampa erhobenen Gewinnzuschlag, anteiligen Marketing- und Vertriebskosten und anteiligen Verwaltungsgemeinkosten. Nach vorliegenden Informationen betragen die Kampa-Forderungen - je nach Hauspreis - zwischen 20 000 und 50 000 Euro."Leistung haben die Kunden nicht erhalten, aber bezahlen sollen sie. So werden Kunden in den Ruin getrieben", schreibt ein erboster Kampa-Kunde an diese Zeitung. In seinem Fall fordert Kampa gut 25 000 Euro als Schadenersatz für die Stornierung. Der Kunde: "Die Häuser werden nicht fertiggestellt, aber die Rechnungen werden eingefordert."
Dokumenten InformationCopyright © Mindener Tageblatt 2009

3 Kommentare:

  1. Heute stand in der Zeitung (Neue Westfälische vom 18.6.), dass die Exklusiv Haus AG aus Büren betroffenen Kampa-Nauherren ihre Hilfe anbietet. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben eine Neugründung ehemaliger Kampa-Mitarbeiter aus der Zeit, als es Kampa noch gut ging. In der Pressemeldung war eine Beratungs-Hotline angegeben (02951-9754141).

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  2. Das ist alles schön gesagt. Was ist wenn man nicht gekündigt hat und der Insolvenzverwalter sagt er könne weiter den Vertrag erfüllen. dann fliessen an ihn die Gelder 10000 € erst mal so dann Architektenleistungen, Bauantrag nochmals rund 10000 €, Rate für Bodenplatte 28000 € und jetzt merkt er, er hat keinen Beton für die Bodenplatte Pech 48000 € weg. Keine Leistung nur Pläne. Geld wegen Insolvenz im Kamin. Das glaubt doch keiner, dass Herr Schreiber einfach so bestätigt er kann den Vertrag nicht erfüllen

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  3. Glaubt keiner, dass er es einfach so bestätigt?

    Und doch hat er es getan Anfang Juli bei uns und vielen anderen auch: Er ist nicht in der Lage, den Vertrag zu erfüllen.

    So ist das halt mit dem glauben ;-)

    Wir hatten zum Glück gekündigt, noch bevor Insolvenzeröffnung, auch wenn uns seitens Kampa und IV Schadenersatz angedroht wurde.

    Glück gehabt.
    Hat er überhaupt bei jemanden darauf bestanden, weiter den Vertrag zu erfüllen?
    Bei uns war gerade mal die Anzahlung geflossen und die 2. Rate bei Baugesuch haben wir nicht bezahlt.

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