Sonntag, 28. Juni 2009

Fast komplette Kampa-Belegschaft entlassen

Minden (dpa) - Ungeachtet des jüngsten Rettungsversuchs für den insolventen Fertighausbauer Kampa hat nahezu die gesamte Belegschaft am Freitag die Kündigung erhalten.
Etwa 650 der 680 Mitarbeiter an den bundesweit acht Standorten seien betroffen, bestätigte Josef Haas, früheres Kampa-AG-Vorstandsmitglied und jetziger Geschäftsführer der neu gegründeten Kampa GmbH im schwäbischen Steinheim, einen Bericht der in Potsdam erscheinenden «Märkischen Allgemeinen». In die seit einer Woche existierende GmbH sind nur die Marken-Lizenzen, ein Musterhausnetz und das Innovationscenter überführt worden, nicht aber die Produktionsstätten. Betroffen sind vor allem die großen Werke in Steinheim und im brandenburgischen Ziesar. Massive Kritik gab es von Gewerkschaftsseite.
Die etwa 25 Mitarbeiter am Mindener Stammsitz hätten nur noch nicht den Interessenausgleich unterschrieben, stünden aber auch unmittelbar vor der Entlassung, sagte Bodo Matthey von der IG Bau Ostwestfalen-Lippe. «Die Leute sind verraten und verkauft worden. Herr Haas, der Kapitän, hat jetzt die Fahne Kampa mitgenommen und die Belegschaft untergehen lassen.» Der seit Jahren bei der IG Bau für Kampa zuständige Gewerkschafter unterstellte weiter: «Das ist von langer Hand vorbereitet» Er glaube, die Produktion werde nach Osteuropa ausgelagert. Nach Informationen Mattheys seien entlassene Monteure in diesen Tagen zu Gesprächen mit dem Geschäftsführer eingeladen. Darin soll ihnen vorschlagen werden, sich selbstständig zu machen und weiterhin für Kampa zu arbeiten.
«Das was behauptet wird, stimmt nicht», wehrte sich Haas. «Ich habe die Marken-Lizenzen gekauft, weil ich dafür kämpfe, dass es für Kampa und die Branche weitergeht.» Es sei sein «größter Wunsch», dass noch Investoren gefunden werden. Mit Hilfe von Subunternehmern sei er derzeit bestrebt, bestehende Verträge mit Bauherren zu erfüllen.
Die seit Jahren kriselnde Kampa AG, einst Europas größter Fertighaus-Hersteller, hatte am 11. März 2009 seine Zahlungsfähigkeit bekanntgegeben. Das Insolvenzverfahren war zum 1. Juni eröffnet worden. Vor gut zwei Wochen hatte der Heidelberger Insolvenzverwalter Werner Schreiber, der zur neuesten Entwicklung nicht zu sprechen war, nach erfolglosen Gesprächen mit möglichen Investoren die Zerschlagung der Kampa AG angekündigt. Am Montag wurde die Neugründung der GmbH bekanntgegeben. Damit sei Kunden die Möglichkeit gegeben, ihre Häuser noch fertigzustellen, hieß es. Auch Neuaufträge würden angenommen.

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